Politische Geschichte
Die politische Gemeinde Bovenau, in den heutigen Grenzen ist sehr jung, sie entstand durch Verfügung des Landrates Wilhelm Hamkens am 01. April 1938 aus den Gemeinden Ehlersdorf und Bovenau. Vertreter beider Gemeinden hatten sich vorher vehement gegen einen Zusammenschluss ausgesprochen.
Dem vorausgegangen war die Auflösung der Gutsbezirke Kluvensiek und Steinwehr und daraus resultierende die Bildung einer Gemeinde Ehlersdorf; sowie die Auflösung der Gutsbezirke Osterrade und Georgenthal und Bildung der Gemeinde Bovenau mit den ersten Wahlen einer Gemeindevertretung am 03. Februar 1928.
Bis dahin prägten die Güter und deren Aufgabe als Verwaltung mit Gerichtsbarkeit, Armenversorgung, Gesundheitspflege und Wegeunterhaltung das Leben in und um Bovenau. Dazu kam, dass das Kirchspiel Bovenau zu der Zeit eine adlige Patronats-kirche war, mit weitreichenden Einflüssen auf die Besetzung der Pastoren und Lehrerstellen. Um 1773 gab es vier Schulen in Bovenau, jedes adelige Gut - Georgenthal, Kluvensiek, Osterrade und Steinwehr - hatte seine eigene Schule.
Die damit verbundenen Einflüsse veränderten sich mit Inkrafttreten der Landgemeindeverfassung am 22. 09.1867, die das adelige Gut als Verwaltungseinheit aufhob und in so genannte Gutsbezirke überführte, bis zur Auflösung derselben im Kreis Rendsburg am 30.11.1926.
Was hier deutlich wird sind zwei wesentliche Faktoren, die auch heute noch im Gemeindeleben spürbar sind, der Ursprung der gemeindlichen Strukturen in den Gutsbezirken und die Zusammenlegung zweier einmal unabhängiger Gemeinden, nämlich Bovenau und Ehlersdorf.
Die ersten demokratischen Wahlen fanden am 15. September 1946 statt und folgende Gemeindevertreter bildeten die erste demokratische Gemeindevertretung:
Karl Gehrck (Wakendorf), Karl Krambeck (Kiekut), Gustav Möller (Ehlersdorf), Friedrich Knabe (Bovenau), Karl Harms (Langenrade), Johannes Lohse (Bovenau),
Karl Günther (Bovenau), Elisabeth Stauffer (Georgenthal), Wilhelm Hameister (Ehlersdorf) und Emil Banger (Bovenau). Erster Bürgermeister wurde Johannes Lohse, sein Stellvertreter Friedrich Knabe.
Über die Geschichte der politischen Parteien in Bovenau ist bekannt, dass schon zu Zeiten der Weimarer Republik die SPD in der Gemeinde aktiv war, besonders in Ehlersdorf. Die Gründung eines CDU Ortsverbandes erfolgte 1960 unter Leitung von Karl Krambeck. Die Kommunale Wählergemeinschaft Bovenau gründete sich 1970.
Bemerkenswert ist, dass in Bovenau nach wie vor alle drei politischen Gruppierungen CDU, SPD und WGB ihren Platz in der Gemeindevertretung haben.
Ein Zeichen für den Willen kommunalpolitischer Unabhängigkeit und durchaus auch als Zeichen von Streitlust, wie es bereits viele Dokumente der gemeindlichen Vergangenheit belegen.
Positiv bewertet würde man sagen können, Bovenau ist lebendig mit allen Facetten des Lebens und es ist offen für jeden.
Bürgermeisterliste | |
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1928 - 1938 | August Hoenck, Gemeinde Ehlersdorf |
Gemeinde Bovenau | |
1938 - 1948 | Johannes Lohse |
1948 | Heinrich Petersen (November - Dezember) |
1948 - 1951 | Hermann Voß |
1951 | Arthur Wendel (Februar - Mai) |
1951 - 1954 | Detlef Jacobs |
1955 - 1974 | Karl Krambeck |
1974 - 1990 | Hans Krambeck |
1990 | Hubertus Hoenck (April - September) |
1990 - 1994 | Thomas Henningsen |
1994 - 2018 | Jürgen Liebsch |
2018 - 2019 | Nikolaus Träuptmann |
ab 2019 | Daniel Ambrock |
Die erste Amtsausschusssitzung fand am 23. April 1948 statt. Das Amt sollte aus den Gemeinden Bovenau, Bredenbek und Krummwisch gebildet werde, es trug den Namen "Amt Bovenau mit Sitz in Bredenbek", das Amt verwaltete zu der Zeit 3.776 Einwohner.
1966 trat eine Änderung der Amtsordnung in Kraft, die Verwaltungseinheiten von mindestens 5.000 Einwohnern vorsah, dies hatte eine Ämterneugleiderung in Schleswig-Holstein zur Folge, mit der Reduzierung von 215 auf 119 Ämter.
Im November 1968 beriet die Gemeindevertretung dieses Thema, die Landeszeitung schrieb über diese Sitzung:
"Die Gemeinde wird weiterhin bei dem von ihr gemachten Vorschlag bleiben, den neuen Amtssitz in Ostenfeld als für alle beteiligten Gemeinden günstigste Lösung zu befürworten. Ein Anschluss der Gemeinde an Achterwehr oder Westensee stand überhaupt nicht zur Debatte. Eine solche Lösung würde die schlechteste sein und für Bovenau erhebliche Belastungen bringen. Die vor kurzem in Rendsburg gemachte Bemerkung, dass Bovenau nach Osterrönfeld tendiere, entspräche nur insofern der Realität, als man in Bovenau diese Orientierung unter den vom Kreis vorgeschlagenen für die Einwohner als das kleinere Übel ansehen würde. Der Anschluss an das Amt Osterrönfeld müsste daher durch Erlaß gegen den Willen der Gemeindevertretung ausgesprochen werden." (LZ 11.11.68.)
Am 1. April 1970 trat die Ämterneuordnung in Kraft. Aus 22 Ämtern im Kreis Rendsburg wurden 12. Das Amt Bovenau wurde aufgelöst. Bovenau kam zum Amt Osterrönfeld, Bredenbek und Krummwisch zum Amt Achterwehr.
Auch heute steht wieder eine Verwaltungsreform auf der Agenda kommunal-politischer Überlegungen. Das vorgenannte zeigt, wie eine kleine ländliche Gemeinde wie Bovenau eine Reihe oft gravierender Veränderungen gemeistert und sich den Notwendigkeiten angepasst hat.
Was aber in vielem spürbar bleibt ist, dass dies Zwangentscheidungen waren - das Herz der Menschen, die hier leben hat diese Zäsuren oft nur schwer verkraftet.
Jürgen Liebsch