Die Maria-Magdalenen-Kirche in Bovenau
Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Maria-Magdalenen-Kirche im Dorfzentrum Bovenaus birgt noch heute Zeugen aus ihrer Entstehungszeit in Form von großen, vierkantig behauenen Feldsteinen, die an der Außenmauer zu sehen sind. Der ursprüngliche Bau war ein aus Findlingen gemauerter schlichter Kubus mit rechteckigem Grundriss, ein längsrechteckiger, flachgedeckter Feldsteinsaalbau in ost-westlicher Orientierung. Es gab weder Turm noch andere Anbauten. Der Haupteingang befand sich an der Westseite, wo heute der Turm anschließt. Erst ca. 500 Jahre später um 1768 entstand der hölzerne Turm an der Westseite der Kirche. Die auf einem quadratischen Sockel errichteten hölzernen Wände enden in einem eingeknickten, achtseitigen Spitzhelm. Die Eingänge wurden an die Nord- und Südseite verlegt. Bei der Innenausstattung der Kirche sind der aus dem Mittelalter stammende Taufgrapen (1375 oder 1425?) und das ebenfalls dieser Zeit zuzuordnende Kreuz über dem Altar erwähnenswert.
Der Begriff "Grapen" entstammt der niederdeutschen Bezeichnung für "Kochtopf"; tatsächlich wurde unter dem Grapen Wasser erwärmt, um die damals übliche "Ganztaufe" den jungen Täuflingen erträglich zu machen. Das Taufbecken ist das älteste Inventarstück der Kirche und ähnelt dem von St.Marien in Rendsburg.
Beim Kreuz über dem Altar handelt es sich um ein sog. "Triumphkreuz"; es wurde im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil erschaffen. Es zeigt sowohl die Leiden und den Tod Christi als auch die Auferstehung und das neue Leben, das aus dem Holz des Kreuzes hervorbricht (in Gestalt der goldenen Blüten, die aus den Enden hervorblühen = Lebenssymbol für Ostern). Heute steht das Kreuz wieder nahezu an seinem Originalstandort, während es lange Zeit auf einer der Emporen abgestellt war. Ursprünglich hing das Kreuz wohl etwas weiter vorne von der Decke.
Im Zeitalter des Barock stiftet im Jahre 1618 der Patron von Kluvensiek der Kirche eine Kanzel, die an der Südseite aufgestellt wird. (Patrone waren die damaligen Besitzer der umliegenden Güter, die das Recht hatten, zu bestimmen, aber auch die Pflicht hatten, für Kirche und Gemeinde zu sorgen.)
Zu weiteren bedeutenden Inventarteilen der Kirche zählen die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kerzenleuchter sowie die von Bertha Christine von Ahlefeld 1786 gestiftete silberne Taufschale im Rokokostil.
Im 18. Jahrhundert kamen die Gemälde im Kirchenraum hinzu, gestiftet durch den Patron Wulf Jasper von Brockdorff, u. a. die Reformatoren Luther und Melanchthon; 4 Pastoren, die zu seiner Patronatszeit wirkten; Johann Friedrich Herzog von Sachsen und Kurfürst Johann von Sachsen.
Ihm zu verdanken sind ferner das "Brockdorffsche Tor" am Nordzugang zum alten Kirchhof (großes Tor ursprünglich für Pferdegespanne, kleines Tor für Fußgänger) sowie der Anbau neben dem heutigen Nordeingang, ursprünglich gedacht als Mausoleum für sich selbst und seine Frau. Heute stehen die Brockdorffschen Sarkophage im gegenüberliegenden Südanbau. Auch die Ausmalung der Decke mit einer großen Sonne ist ihm zu verdanken.
Eine Umgestaltung der Kirche setzte in der Zeit der Aufklärung um 1844 ein. Man spricht von einem sog. "Kahlmachen" der Kirche, was u. a. die Entfernung der Kanzel von 1618, den Verkauf der Orgel und die Vergrößerung der alten Fensteröffnungen beinhaltete.
Dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, wurde eine neue Kanzel über dem Altar errichtet, es wurden Emporen eingezogen und eine flache Bretterdecke ohne Schmuck gab der Kirche ein neues Gesicht.
Ebenfalls aus dieser Zeit stammt die neue Orgel, die nach mehrfachen Renovierungen noch heute in Gebrauch ist.
Der Einbau einer Wasserheizung 1910 sowie die Anschaffung einer Uhr für den Turm 1919 gehören zu den Veränderungen des 20. Jahrhunderts, ebenso wie das Verkürzen der Emporen, um mehr Licht in die Kirche zu lassen. 1949 folgte das Auseinandernehmen des Kanzelaltars und das Aufstellen einer neuen Kanzel an der Südwand. Der heutige Zustand stammt aus dem Jahr 1959/60. Die Ausmalung der Decke fand ebenfalls 1960 statt. Die derzeit letzte Renovierung der Maria-Magdalenen-Kirche erfolgte 1984/85.
LINK:
www.kirche-bovenau.de