Der Schleswig-Holsteinische Kanal / Eiderkanal - Knoop
Kulturlandschaft-historisches Gutachten von Barbara Runtsch, Hamburg, September 2001
Bauablauf
Nach Abschluss der Vorbereitungen, u.a. diverser zwischen 1774 und 1776 durchgeführter Informationsreisen des verantwortlichen Technikers Preymann zu Wasserbauprojekten in Holland, wurde ab 1777 mit den Arbeiten zum Bau des Kanals begonnen. Unter Oberleitung des Generalmajor von Wegener wurde zunächst die Nivellierung des Geländes durchgeführt.
Mit der Königlichen Resolution vom 05.03.1777 waren die Bauarbeiten des Kanalabschnittes zwischen der Kieler Förde in Holtenau bis Rendsburg eingeleitet. Begonnen wurde in Holtenau am östlichen Kanalanfang (STOLZ, G., 1989, S.21).
Die Arbeiten wurden in mehreren Abschnitten durchgeführt:
- Abschnitt Kieler Förde bis Knoop, Juni 1777 - Oktober 1778
- Abschnitt Knoop bis Neuwittenbek, Frühjahr 1778 - Herbst 1779
- Abschnitt Neuwittenbek bis Flemhuder See, April 1780 - Oktober 1778
- Abschnitt Flemhuder See bis Rendsburg, Fertigstellung 1784
Am 14.06.1777 erfolgte die öffentliche Vergabe der Grabungsarbeiten für den ersten Abschnitt zwischen Kieler Förde und Knoop auf dem Kieler Rathaus. Den Zuschlag erhielt der Glücksstädter Schleusenbauer Heinrich Soltau zusammen mit dem Glückstädter Unternehmer Minx und dem Rendsburger Kaufmann Feldmann. Die beteiligten Arbeiter stammten überwiegend aus der Kremper- und Wilstermarsch aus Lübeck und dem Königreich Hannover (STOLZ, G., 1989, S.21f). Später setzte man ca. 300 Angehörigen der in den Herzogtümern liegenden Infanterie-Regimenter als sog. ‚Kronarbeiter' ein.
Im Bauverlauf kam es zu vielfältigen Schwierigkeiten - insbesondere aufgrund des in Teilbereichen sehr feuchten Baugrundes - und Verzögerungen, so dass sich die Kanalaufsichtskommission 1782 entschloss, die Arbeiten unter eigener Regie durchzuführen und auch die Arbeiter direkt auf königliche Rechnung arbeiten zu lassen. (STOLZ, G., 1989, S. 22)
Im September 1784 waren die Grabungsarbeiten am Kanal auf gesamter Länge abgeschlossen (STOLZ, G., 1989, S. 24)
Zu diesem Zeitpunkt waren auch die Arbeiten an den Schleusen beendet. Die Fertigstellung der Schleusenanlagen erfolgte zwischen den Jahren 1779 und 1783:
- 1779 Holtenauer und Rathmanssdorfer Schleuse
- 1781 Knooper Schleuse und Brücken bei Levensau und Landwehr
- 1782 Rendsburger Schleuse
- 1783 Königsförder und Kluvensieker Schleuse
Die Packhäuser in Holtenau, Tönning und Rendsburg waren 1783 ebenfalls errichtet. (STOLZ, G., 1989, S. 31 u. 39f) Vor dem endgültigen Abschluss der Bauarbeiten befuhr bereits 1781 ein mit holländischen Klinkern beladenes Schiff von Holtenau kommend den Kanal. Aufgrund starken Gegenwindes musste die Fahrt jedoch kurz hinter Rendsburg abgebrochen werden (STOLZ, G., 1989, S. 31).
Nachdem am 1. Oktober 1784 von der Kanal-Aufsichtskommission die Fertigstellung des Kanals nach Kopenhagen gemeldet worden war, starteten am 18. Oktober das in Eckernförde neu gebaute Kanalschiff ‚Rendsburg' und ein Paketboot von Holtenau aus zur ersten offiziellen Kanalpassage. An Bord waren die Kanal-Aufsichtskommission und die für den Bau verantwortlichen Offizieren. Damit war der Kanal ohne große Feierlichkeiten eröffnet.
Diese Fahrt wird hundert Jahre später in einer Beilage zum Rendsburger Wochenblatt (zitiert in Stolz, G,. S.32f) folgendermaßen geschildert:
‚Jedes Schiff, ca. 3,1 m tief beladen, wurde von 4 Pferden gezogen; das Paketboot war 23 m lang und 6,8 m breit. der Wind war gerade entgegen, aber nicht stark. (...) Des Gegenwindes wegen konnte das Schiff nur langsam vorwärts gebracht werden, namentlich wurde das Kanalschiff wegen seiner hohen Takelage nur sehr langsam fortbewegt, wegen seiner großen Länge und geringen Fahrt konnte es nicht mit der gehörigen Fertigkeit um die Biegungen des Kanals gesteuert werden. Der Schiffer (Kapitän Dühr) und die Mannschaft waren erst zusammengebracht und mit der Fahrt unbekannt, das Schiffstau, woran die Pferde zogen riß öfters in Stücken, wodurch das Schiff seine Fahrt verlor und weil es dann nicht gesteuert werden konnte, sich an die Ufer des Kanals legte, so dass es nur mit Zeitverlust wieder in Fahrt gebracht werden konnte. Durch diesen Aufenthalt veranlasst musste eine halbe Meile östlich von Kluvensiek übernachtet werden. (...) - Am 19. October morgens 61/2 Uhr wurde die Fahrt fortgesetzt. Auf der breiten Obereider war der Wind so, dass einige Segel mit zur Hülfe geführt werden konnten. (...) Beide Schiffe langten 11/2 Uhr Nachmittag bei der Rendsburger Schleuse an.'